Schriftliches Grußwort von Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze für den Responsible Management Summit 2024
Liebe Teilnehmende des Responsible Management Summit 2024, liebe Leser*innen,
es ist Sommer in Pakistan, die Luft ist über 30 Grad heiß und stickig. Auch in der Fabrik, in der Arbeiter*innen in langen Reihen an Nähmaschinen sitzen und Bettwäsche für den deutschen Markt fertigen. Sie berichten mir, dass sie einen fairen Lohn erhalten und dass die Frauen hier keine Angst mehr vor ihren Vorgesetzten haben. Außerdem werden die Näher*innen nun nicht mehr pro Stück bezahlt, sondern pro Monat. Für sie bedeutet das: Ein verlässliches Einkommen, weniger Überstunden und weniger Leistungsdruck, der sie auf Dauer krank macht.
Die Gespräche während meiner Pakistan-Reise im August dieses Jahres haben gezeigt: Das Lieferkettengesetz wirkt. Es macht einen Unterschied für die Menschen vor Ort. Es hilft den Arbeiter*innen direkt und den Gewerkschaften, bessere Arbeitsbedingungen in den Fabriken durchzusetzen.
Mir ist bewusst, dass viele Unternehmen in Deutschland beim Lieferkettengesetz nicht in erster Linie an gute Arbeit, sondern vor allem an mehr Arbeit denken. Doch bei dem Gesetz geht es nicht um Bürokratie. Es geht um menschenwürdige Arbeitsbedingungen, faire Löhne und eine umweltschonende Produktion. Es geht um verbindliche Vorgaben und einen fairen Wettbewerb. Davon profitieren am Ende auch die Unternehmen und die Menschen hier in Deutschland.
Denn Investitionen in gute Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten bilden das Fundament für langfristige Partnerschaften. Sie machen Lieferketten stabiler. Darauf ist Deutschland als global vernetzte Wirtschaftsnation angewiesen. Darauf sind die Unternehmen und die Menschen in Deutschland angewiesen – das hat die Corona- Pandemie eindrücklich gezeigt.
Hinzu kommt: Gerade für deutsche Unternehmen ist es gut, wenn sie schon jetzt hohe Standards an Sorgfaltspflichten einhalten. Damit haben sie einen echten Vorteil gegenüber europäischen Mitbewerber*innen, sobald die EU-Lieferkettenrichtlinie ab 2027 europaweit für Unternehmen in Kraft tritt. Unternehmen, die die Vorgaben bereits jetzt einhalten, investieren schon heute in das Geschäftsmodell von morgen. Das Prinzip dabei lautet: Ein gutes Geschäft ist, wenn alle davon profitieren.
Die Bundesregierung steht den Unternehmen dabei mit einem vielfältigen Unterstützungsangebot zur Seite. Zum Beispiel mit dem Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte, der deutsche Unternehmen vertraulich bei der Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten berät. Oder mit dem ESG First Fund der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Zulieferbetrieben in den Produktionsländern Finanzierung bietet, damit sie in sichere Fabriken und nachhaltige Produktion investieren können.
Als Bundesentwicklungsministerium setzten wir bei alledem auf Allianzen zwischen Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Regierungen. Denn die Herausforderungen entlang globaler Lieferketten kann niemand allein lösen. Es ist deshalb gut, dass der Responsible Management Summit 2024 die verschiedenen Akteur*innen an einen Tisch bringt. Dass er Brücken baut. Und dass er zu einem gemeinsamen Verständnis globaler Unternehmensverantwortung beiträgt.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Veranstaltung!
Svenja Schulze
Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Über den Responsible Management Summit 2004:
Thema:
Die Anforderungen an eine verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung sind deutlich gestiegen. Unternehmen stehen vor immer neuen Herausforderungen, die von der eigenen Geschäftstätigkeit über die ihrer Vertragspartner bis hin zu globalen Wertschöpfungsketten reichen. Auch die politische Dimension unternehmerischer Verantwortung, wie der Einsatz für Demokratie, wird zunehmend diskutiert. Wir wollen aufzeigen und diskutieren, was Unternehmen tun können, um nachhaltiges, rechtskonformes und sozial verträgliches Wirtschaften zu erreichen, ohne den Blick auf das Wesentliche, ihre Geschäftstätigkeit, zu verlieren. Zudem beleuchten wir die Implikationen dieser Entwicklungen auf die “Responsible Management Education” in Hochschulen und der betrieblichen Weiterbildung. Die Tagung soll den Auftakt für ein regelmäßiges Format der offenen Begegnung zwischen Wissenschaft und Praxis bieten, das kritische Diskussionen und lebendigen Erfahrungsaustausch ermöglicht.
Highlights aus der Agenda
09:00 Begrüßung
09:30 Keynote: Perspektive aus der Politik
09:45 Keynote: Perspektive aus der Wirtschaft
10:00 Paneldiskussion “Global Corporate Responsibility – Pflichten und Grenzen der globalen Unternehmensverantwortung”
11:30 Workshops (Sie können an zwei teilnehmen) Think globally. Act locally. (sneep)
- Moralische Märkte: Wie unternehmerische Integrität unsere Gesellschaft formt (AfI)
- Beyond ESG (KPMG)
- Responsible Management Education (PRME Chapter DACH)
- Risiken der Twin Transition: Ist Just Transition eine Antwort? (DNWE)
15:15 Keynote: politische Unternehmensverantwortung
15:35 Paneldiskussion “Teaching and Training for Global Corporate Responsibility”
16:35 Keynote: Global Corporate Responsibility – Quo vadis?
Anmeldung und weitere Informationen unter https://www.dnwe.de/jahrestagung-2024/