Erste Vollerhebung der Websites aller 11.275 deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise liefert empirisch belastbare Daten zum Stand des kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements in Deutschland.

Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung eine Vollerhebung zum kommunalen Nachhaltigkeitsmanagement durchgeführt. Mittels eines innovativen “Webscrapings” wurden die Websites aller 11.275 deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise systematisch analysiert. Das Ergebnis der Studie: Während rund ein Viertel aller Kommunen sich aktiv mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzt, bleibt ein integriertes und strategisch gesteuertes Nachhaltigkeitsmanagement eher die Ausnahme.

“Durch die innovative Methodik wird erstmals empirisch belastbar sichtbar, wie viele und welche Kommunen sich bereits mit Nachhaltigkeit beschäftigen”, sagt Valeska Liedloff, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Difu. “Die erhobenen Daten zeigen die tatsächliche Breite des Engagements und ermöglichen es uns, zielgerichtete Unterstützungsangebote zu entwickeln, die mehr Kommunen dazu befähigen, Nachhaltigkeit systematisch in ihrem Handeln zu verankern.”

 

Ein Viertel aller deutschen Kommunen beschäftigt sich aktiv mit Nachhaltigkeitsthemen

Bei 2.859 Kommunen (25 Prozent) konnten Hinweise auf Nachhaltigkeit oder Nachhaltigkeitsthemen auf ihren offiziellen Webseiten identifiziert werden. Diese Kommunen repräsentieren etwa 52 Millionen Einwohner:innen – eine beachtliche Zahl, die das Potenzial verdeutlicht, das bereits mobilisiert worden ist. Besonders positives Zeichen: 1.217 Kommunen (elf Prozent) haben eigene Unterseiten zur Nachhaltigkeit eingerichtet – ein Indikator für strategische Sichtbarkeit und organisatorische Verankerung des Themas in Politik und Verwaltung.

Allerdings zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Besonders aktive Kommunen finden sich in Nordrhein-Westfalen (62 Prozent), Baden-Württemberg (31 Prozent), Niedersachsen (34 Prozent) und Hessen (33 Prozent). In diesen Bundesländern gibt es schon seit längerem etablierte Förderprogramme und Netzwerke zur Unterstützung des kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements.

 

Finanzielle Ausstattung und Größe sind entscheidende Faktoren

Die Studie offenbart einen Zusammenhang zwischen kommunalen Ressourcen und Nachhaltigkeitsaktivitäten. Kommunen, die Nachhaltigkeitsthemen kommunizieren, sind im Schnitt größer und finanziell besser ausgestattet. Sie weisen meist ein höheres Aufkommen bei der Gewerbe- und der Einkommensteuer sowie höhere Ausgaben für Sachinvestitionen je Einwohner:in auf. Dies verdeutlicht, dass es oft eher größere und finanzstärkere Kommunen sind, die die notwendigen Ressourcen und Kapazitäten für ein aktives Nachhaltigkeitsmanagement aufbringen können.

 

Strategisches Management bleibt die Ausnahme

Die Studie zeigt jedoch auch den “Flaschenhals” strategischer Steuerung auf: Während Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in den Kommunen durchaus präsent ist und in bestehende Politikfelder eingebettet wird, bleibt eine übergreifende und systemische Integration – auch unter Zuhilfenahme von Instrumenten wie Nachhaltigkeitsstrategien, Nachhaltigkeitsberichten oder Nachhaltigkeitshaushalten – noch stark ausbaufähig.

 

Über die Studie

Valeska Liedloff, Oliver Peters, Julia Henke (Mitarb.), Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Kostenfreier Download
Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement: Digitale Inventur des Status Quo in Deutschland

 

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