Gehobene Mittelständler verfügen häufiger über ein umfassendes Compliance-Management-System als kleine Unternehmen. Doch diese sehen Nachholbedarf und wollen ihre Compliance-Investitionen ausweiten. 58 Prozent der Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 50 Millionen Euro planen steigende Investitionen. Das zeigt eine aktuelle Studie, mit der die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz und das F.A.Z.-Institut Motive und Vorgehensweise des Mittelstands bei der Einführung von Compliance-Strukturen analysieren.

“Bei der Umsetzung von Compliance-Anforderungen gehen mittelständische Unternehmen oft anders vor als Konzerne”, sagt Dr. Daniel Kautenburger-Behr, Partner bei Ebner Stolz in Köln: “Meist ergreifen Geschäftsführer Maßnahmen in Teilbereichen des Unternehmens. Diese risikoorientierte modulare Vorgehensweise ist im Mittelstand mit seinen flachen Hierarchien gerechtfertigt.” Dennoch geht der Trend zu umfassenden Compliance-Systemen: Neun von zehn Unternehmen wollen die Voraussetzung dafür schaffen.

Steuerliche Risiken minimieren

Handlungsbedarf für Compliance sehen die Unternehmen im Datenschutz (98 Prozent), der IT-Sicherheit (92 Prozent) sowie im Arbeits- und Steuerrecht (86 bzw. 82 Prozent). Es folgen Umweltrecht, Korruption und Kartellrecht.

“Tax-Compliance wird den Mittelstand zunehmend beschäftigen”, sagt Prof. Holger Jenzen, Steuerberater bei Ebner Stolz. Steffen Demuß, Leiter Steuern & Compliance bei der Koenig & Bauer AG, sagt: “Die Finanzverwaltung hat aufgerüstet und wertet Daten systematisch aus. Um steuerliche Risiken zu minimieren, haben wir ein Tax-Compliance-System etabliert.”

Mehrwert für Unternehmen

Compliance-Strukturen bieten Unternehmen einen Mehrwert: Mehr Sicherheit, Transparenzsteigerung und effizientere Prozessabläufe nennen die Befragten als Zusatznutzen. “Wenn die Prozesse klar beschrieben sind, sehen Sie an den Arbeitsabläufen, wo Haftungsthemen bestehen”, sagt Dr. Ulrich Schulz, Executive Director, Organisation, Prozesse und Compliance bei CORPUS SIREO.

Wichtigster Erfolgsfaktor für Compliance ist der “Tone from the Top”. “Mitarbeiter bemerken, ob Compliance Teil der Unternehmenskultur ist. Nur dann wird Compliance erfolgreich sein”, erklärt Ulrich Rothfuchs, Direktor Recht, Compliance und Datenschutz der DEKRA SE.

 

Bild: Dr. Daniel Kautenburger-Behr, Partner bei Ebner Stolz
Quelle: Presseservice Ebner Stolz

 

Ähnliche Beiträge

Der richtige Umgang mit dem Thema ESG stellt gerade mittelständische Unternehmen vor große...

Durchbruch oder Dystopie? An ChatGPT scheiden sich die Geister. Fakt ist: Die Technologie ist jetzt...

Persönliche Vorbemerkung Als Wissenschaftler vertrete ich aus tiefer Überzeugung die Auffassung,...

Hinterlassen Sie eine Antwort