von Lars Thieme
Ich muss gestehen, dass ich doch sehr verblüfft war, als ich entdeckte, dass es in Konstanz die Geschäftsstelle des “Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik” gibt. An Philosophie, insbesondere Ethik habe ich schon seit langem großes Interesse und als Student der Wirtschaftswissenschaften, beschäftige ich mich logischerweise auch zu genüge mit Wirtschaftstheorie. Und nun gibt es also direkt vor meiner Haustür eine Institution, welche diese beiden Interessen miteinander verbindet.
Passenderweise war ich zum Zeitpunkt meiner Entdeckung gerade auf der Suche nach einem Praktikumsplatz für die Semesterferien. Ich recherchierte also, was sich hinter diesem DNWE verbirgt. Zu meinem Erstaunen handelte es sich dabei um einen Verein mit Knapp 500 Mitgliedern, unter denen sich insbesondere im Vorstand oder im Kuratorium hoch renommierte Persönlichkeiten befinden. Insgesamt machte das Ganze einen sehr spannenden Eindruck auf mich, sodass ich mich sehr gefreut habe, nach meiner Initiativbewerbung zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden zu sein und schließlich die Zusage für ein Praktikum erhalten zu haben. Vom 02. März bis zum 10. April 2020 durfte ich also im Rahmen eines Pflichtpraktikums die Geschäftsstelle des DNWE unterstützen.
In Konstanz befindet sich die Geschäftsstelle des DNWE. Diese ist vom Geschäftsführer Quirin Kissmehl, sowie von Marielle Buck und Matthias Kapp besetzt. Es ist also ein sehr kleines Team, was jedoch für einen sehr persönlichen und fördernden Umgang sorgt. Dies war mir insbesondere schon beim Vorstellungsgespräch aufgefallen. Ich ging von Anfang an sehr unvoreingenommen und offen an das Praktikum heran, ohne mir wirklich konkrete Vorstellungen zu machen. Motiviert war ich dabei hauptsächlich von der Möglichkeit, mich inhaltlich mit dem Thema Wirtschaftsethik auseinandersetzten zu können, und spannende Einblicke in die aktuellen Geschehnisse rund um die Thematik gewinnen zu dürfen. Diese Offenheit, sowie meine Bereitschaft, vielfältigste Aufgaben anzunehmen wurde auf Seiten des DNWE begrüßt. So wurde mir auch von Anfang an in Aussicht gestellt, aktiv an der Arbeit der Geschäftsstelle mitwirken zu dürfen.
Die Aufgaben der Geschäftsstelle sind vielfältig – von Verwaltung, Buchhaltung und dem Kontakt zu den Vereinsmitgliedern, bis hin zu Organisation und Planung von Vorstandssitzungen, Jahrestagungen und Mitgliederversammlungen. Mir wurde dadurch ermöglicht, mich in verschiedensten Aufgabenfeldern einzubringen. Insgesamt wurde mir dabei auch viel Vertrauen entgegengebracht, sodass ich über weite Teile sehr selbstständig arbeiten konnte, was für mich persönlich eine sehr wertvolle Erfahrung war. Dennoch stand ich natürlich in ständigem Austausch mit meinen Kollegen, sodass ich nie das Gefühl hatte, vollkommen auf mich allein gestellt zu sein.
Ganz konkret wurde mir als eine der ersten Aufgaben die Finanzbuchhaltung zugewiesen. Hier ist es mir beispielsweise gelungen eine dringend gebrauchte Übersicht für den anstehenden Jahresabschluss und eine entsprechende Vorlage für die Zukunft zu erstellen. Außerdem wurde mir gezeigt, wie die Buchhaltung konkret aussieht, was mir schließlich auch ermöglichte, Zahlungsein- und Ausgänge selbst zu verbuchen. Obwohl das Rechnungswesen im Studium eher nicht zu meinen Lieblingskursen zählte, war es dennoch eine schöne Erfahrung, etwas Theorie aus der Uni praktisch umgesetzt zu sehen und selbst anwenden zu können.
Des Weiteren standen in den ersten beiden Wochen mehrere Rechercheaufgaben an, die es mir ermöglichten, inhaltlich mehr über das Themengebiet Wirtschaftsethik zu erfahren. Ein persönlicher Höhepunkt war dabei für mich der Strategie-Workshop des “Zentrum für Wirtschaftsethik” (ZfW), dem wissenschaftlichen Institut des DNWE, bei dem ich spannende Diskussionen verfolgen konnte. Insbesondere durfte ich hier im Rahmen eines kurzen Vortrags zum Thema “Aktuelle Trends der Wirtschaftsethik” einen eigenen Input zur allgemeinen Debatte beitragen. Dies stellte insofern eine Herausforderung dar, dass natürlich alle Anwesenden im Gegensatz zu mir schon jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet der Wirtschaftsethik haben und sich zudem fachlich bestens auskennen. Das positive Feedback versicherte mir jedoch, dass ich dennoch einen sinnvollen Beitrag leisten konnte, der als Einleitung einer längeren Diskussion gut funktionierte. Auch über diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.
Im Alltag fielen neben den größeren Projekten immer wieder verschiedenste kleinere Aufgaben an, die ich übernehmen konnte. Zum Teil ging es dabei um administrative Tätigkeiten, wie beispielsweise das Erstellen und Verschicken von Zuwendungsbescheinigungen für den Erhalt von Mitgliedsbeiträgen. Eine weitere Aufgabe, die hier zu nennen ist, war das Erstellen eines Organigramms für die Strukturen des DNWE, sowie eine Übersicht über die Governance-Struktur des ZfW. Letzteres war auch für mich sehr hilfreich, da ich durch das Erarbeiten der verschiedenen Strukturen und den zugehörigen Personen selbst einen guten Überblick bekommen konnte, was sich für die weitere Arbeit als sehr hilfreich erwies.
Die letzten vier Wochen des Praktikums wurden schließlich merklich durch die Corona-Krise geprägt. Die Büroräume durften nicht mehr betreten werden, was uns alle ins Homeoffice zwang. Für mich persönlich war das eine schlechte Nachricht, da mein Praktikum dadurch merklich beeinträchtigt wurde. Nichtsdestotrotz nehme ich auch aus dieser Zeit überwiegend positives mit. Die Einschränkungen wurden als Herausforderungen aufgenommen. In kürzester Zeit mussten Wege gefunden werden, wie man weiterhin konstruktiv im Kontakt bleiben und gemeinsam an den verschiedenen Projekten arbeiten konnte. Im Großen und Ganzen ist dies auch gelungen und von den zusätzlichen Schwierigkeiten, die dadurch aufgetreten sind, konnte ich für meinen Teil auch viel lernen.
Thematisch ging es in dieser Zeit hauptsächlich um die Organisation der diesjährigen Jahrestagung des DNWE. Diese sollte spannenderweise mit einer Forschungskonferenz mit dem Titel “Sustainable Management and Finance in Europe” des “European Business Ethics Network (EBEN)”, verbunden werden. Im Konkreten ging es dabei beispielsweise um das Überarbeiten des Konzeptpapiers, oder um Kontaktrecherchen zu möglichen Referenten und Keynote Speakern. Interessant dabei waren für mich die inhaltlichen Einblicke sowohl in die Thematik “Sustainable Finance”, als auch im Allgemeinen, hinter die Kulissen einer großen Forschungskonferenz blicken zu können. Inhaltlich war dies somit der wohl spannendste Teil meiner kurzen Zeit beim DNWE.
Rückblickend bin ich sehr froh darüber, mich für das Praktikum beim DNWE entschieden zu haben. In den sechs Wochen habe ich viel über administratives Arbeiten gelernt und durfte Einblicke in das spannende Themenfeld Wirtschaftsethik sammeln. Darüber hinaus war meine Zeit beim DNWE auch eine sehr wertvolle Lektion in Sachen Teamarbeit. Wie zu anfangs erwähnt, arbeitet die Geschäftsstelle mit einem sehr kleinen Team, was eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen hat. Durch viel Kommunikation, Lob und konstruktive Kritik fühlte ich mich sehr schnell integriert und als ebenbürtiges Teammitglied angesehen. Obwohl jeder in der Regel an eigenen Aufgaben saß, hatte ich oft das Gefühl, dass alle gemeinsam arbeiten und zusammen nach Lösungswegen gesucht wird.
Die Home-Office Zeit konnte durch diese Arbeitsweise sehr gut aufgenommen werden. Obwohl man räumlich getrennt gearbeitet hat, war es dennoch möglich, sich abzusprechen, Ideen auszutauschen, Aufgaben zu dirigieren und Lösungen und Ergebnisse zu präsentieren. All dies sind für mich Charakteristiken eines gut abgestimmten und funktionierenden Teams. Für mich war es somit eine sehr wertvolle Erfahrung, auf der einen Seite in ein solches Team hineinschauen zu können, aber auch als Mitglied aktiv an der Teamarbeit mitzuwirken und mich einbringen zu können. So war es für mich persönlich auch sehr belohnend zu sehen, dass meine Arbeiten und Ideen wertgeschätzt wurden.
Ich bin sehr dankbar für das Engagement Seitens des DNWE. Insbesondere bei Geschäftsführer Quirin Kissmehl und der Leiterin der Geschäftsstelle Marielle Buck, die sich stets auch darum bemüht haben, mir ein gutes und mit sinnvollen Inhalten gefülltes Praktikum zu ermöglichen. Meine Zeit beim DNWE war für mich mehr als nur ein von der Universität verordnetes Pflichtpraktikum, welches ich absolvieren muss, sondern ein Praktikum von dem ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass es mich trotz der kurzen Zeit persönlich und fachlich weitergebildet hat.