An der Universität Luzern startet im Herbst 2023 ein neuer, schweizweit einzigartiger Masterstudiengang “Ethik”. Der neue Studiengang richtet sich an alle Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen von Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen aller Fachrichtungen, dauert 2 Jahre und wird in deutscher Sprache durchgeführt.

Das Masterstudium “Ethik” vermittelt den Studierenden Bildung und Kompetenzen, die sie zu “Spezialistinnen und Spezialisten für Komplexität” in ethisch relevanten Fragen unserer Zeit macht.

Absolvierende können ethische Herausforderungen als solche erkennen, diese dann ethisch analysieren und schliesslich ethisch begründet Position beziehen.

Nach einem ersten Grundlagenteil können die Studierenden in einem zweiten Teil des Studiums aus drei Vertiefungsrichtungen wählen, die alle drei eine wissenschaftliche Spezialisierung ermöglichen und vielversprechende Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt eröffnen:

  1. Wirtschafts-, Finanz- und Unternehmensethik
  2. Gesundheitsethik
  3. Ethik der digitalen Transformation

 

Spezialisierung: Wirtschafts-, Finanz- und Unternehmensethik

Innovationen im Dienste der Erarbeitung von materiellen Lebensgrundlagen, Schaffung von Arbeitsplätzen, unternehmerische Dynamik für gesellschaftlichen Fortschritt, Impact Investing für eine bessere Welt sowie globale Ungleichheit und weltweite Umweltzerstörung, sowie verheerende Folgen für Mensch und Natur der letzten Finanzkrise – wie sind wirtschaftliches, finanzwirtschaftliches und unternehmerisches Handeln und deren Rahmenbedingungen ethisch zu beurteilen? Soll ein Unternehmen seinen Gewinn maximieren oder nachhaltig wirtschaften? Trägt ein Unternehmen als Ganzes oder einzelne Mitarbeitende Verantwortung – z. B. für einen Betrug, für Menschenrechtsverletzungen oder für Umweltzerstörung durch das Unternehmen?

Ziel der Spezialisierung “Wirtschafts-, Finanz- und Unternehmensethik” ist es, diesen und ähnlichen Fragen im Rahmen einer wirtschafts-, finanz- und unternehmensethischen Auseinandersetzung nachzugehen und konkrete wirtschafts-, finanz- und unternehmensethische Modelle, Instrumente und Methoden für die Praxis anwenden zu lernen.

Mit dieser Spezialisierung können Absolvent*innen dann beruflich u. a. als Ethics-Officer, als Nachhaltigkeitsverantwortliche oder als CSR-Verantwortliche in Unternehmen, Banken und Finanzinstituten sowie in privaten und öffentlichen Institutionen und Organisationen angesichts der wachsenden Bedeutung ethischer Fragen für Wirtschaft, Finanzwirtschaft und Unternehmen wie z. B. Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Menschenrechte sowie an Fachhochschulen als qualifizierte Dozierende in der Aus- und Weiterbildung in den Bereichen “Wirtschaftsethik”, “Finanzethik” und “Unternehmensethik” wirken.

 

Spezialisierung: Gesundheitsethik

Sollen Menschen sich gegen Covid-19 impfen? Soll eine Impfpflicht eingeführt werden? Wie sieht ein gerechtes Gesundheitssystem aus? Existiert eine Pflicht zur Datensolidarität? Wie ist Genome Editing gesundheitsethisch einzuordnen? Handelt es sich bei der Widerspruchslösung um einen ethisch legitimierbaren Weg, um die Zahl der Organspenden zu steigern? Welche gesundheitsethischen Herausforderungen stellen sich im klinischen Alltag und wie sind sie zu meistern? Wie soll mit Menschen in ihrer letzten Lebensphase umgegangen werden?

Ziel der Spezialisierung “Gesundheitsethik” ist es, im Zuge der Untersuchung dieser und ähnlich gelagerter Fragestellungen praxisnahe gesundheitsethische Modelle, Instrumente und Methoden zu entdecken und für den beruflichen Alltag anwenden zu lernen.

Mit dieser Spezialisierung stehen Absolvent*innen dann berufliche Aufgaben wie z. B. als Leiter*in oder Verantwortliche/r eines Ethik-Forums in einem Spital oder als qualifizierte Dozierende an Fachhochschulen für die Aus- und Weiterbildung im Fachbereich Ethik offen. Letzteres trägt auch zu der von der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) gewünschten Professionalisierung der Ethikausbildung in Gesundheitsberufen bei.

 

Spezialisierung: Ethik der digitalen Transformation

Metaverse, automatisierte Kassensysteme in Lebensmittelgeschäften, selbstfahrende Fahrzeuge, Kryptowährungen, … – technologiebasierte Veränderungen, die mit Begriffen wie “Digitalisierung”, “Robotisierung”, “digitale Transformation”, “selbstlernende Systeme” sowie “künstliche Intelligenz” zu erfassen versucht werden, stehen für eine zunehmende Präsenz von Maschinen im der menschlichen Leben. Sowohl den beruflichen als auch den privaten Alltag von Menschen charakterisiert in der Gegenwart eine wachsende Interaktion mit datenbasierten Systemen. Dabei eröffnen sich ethische Möglichkeiten, wenn z. B. Assistenzsysteme Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen. Gleichzeitig ergeben sich ethische Herausforderungen, wenn z. B. mit “smart phones” persönliche Daten gesammelt und an die Meistbietenden weiterverkauft werden.

Ziel der Spezialisierung “Ethik der digitalen Transformation” sind die Diskussion und Identifizierung von Chancen und Risiken des digitalen Wandels aus ethischer Perspektive sowie die Entwicklung von konkreten, praxisnahen, nachhaltigen und lebensdienlichen Wegen hin zu einer positiven Zukunft für alle Menschen und für das Ökosystem.

Mit dieser Spezialisierung können sich Absolvent*innen dann u. a. als Ethik-Verantwortliche in Unternehmen sowie in privaten und öffentlichen Institutionen und Organisationen im Dienste eines professionellen Umgangs mit ethischen Fragen im Zuge der digitalen Transformation sowie an Fachhochschulen als qualifizierte Lehrkräfte in der Aus- und Weiterbildung zum Thema “Ethik der digitale Transformation” einbringen.

 

Zahlreiche Themen der öffentlichen Diskussion haben im Kern eine ethische Dimension. Auch im beruflichen Alltag spielen ethische Fragen eine immer wichtigere Rolle. Der Bedarf an ethischer Orientierung und spezifischer ethischer Expertise ist in den letzten Jahren gestiegen. Um diesem Bedarf und dem Anliegen, mehr ethische Verantwortung als Individuum und als Gesellschaft zu übernehmen, gerecht zu werden, bieten wir nun den Masterstudiengang “Ethik” an.

Gerade die sehr unterschiedlichen Hintergründe der Studierenden in diesem Masterstudiengang erweisen sich als enorme Lernchance und als Bereicherung des ethischen Diskurses in den Lehrveranstaltungen, Vorlesungen und Seminaren. Die interdisziplinären, heterogenen und sehr unterschiedlichen Bachelorabschlüsse unserer Masterstudierenden “Ethik” bereichern die Qualität des Studiums und die Diskussions- und Debattenkultur ganz zentral.

 

Der neue Studiengang wird vom Institut für Sozialethik ISE in Zusammenarbeit mit allen Fakultäten der Universität Luzern angeboten. Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger, Direktor des Instituts für Sozialethik ISE, ist der Studienleiter des neuen Masterstudiengangs “Ethik”.

 

Weitere Informationen unter: unilu.ch/master-ethik

 

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