Mit einer Konferenz zu Theorie und Praxis der sozial-ökologischen Transformation gingen am 19. März 2021 die dritten Darmstädter Tage der Transformation der Schader-Stiftung zu Ende. Über eintausend Interessierte nahmen an den elf Workshops, Konferenzen und Podien teil.
“An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft genügt der herkömmliche Nachhaltigkeits-Begriff nicht mehr, um die komplexen Herausforderungen zu lösen oder auch nur zu benennen. Transformative Forschung setzt bereits bei der Bildung eines gemeinsamen Problemverständnisses an.” Für den Vorstand der Schader-Stiftung, Alexander Gemeinhardt, kommen die dritten Darmstädter Tage der Transformation genau passend in die öffentlichen Debatten um das Wissenschaftsverständnis, die Rolle des Klimaschutzes und politische Fragen zwischen Kommunal- und Bundestagswahlen. Die Stiftung arbeitet 2021 unter dem Leitwort “Normalität als Experiment”.
Thematische Schwerpunkte der Darmstädter Tage der Transformation waren neben Fachtagungen der Transformativen Forschung auch Fragen des nachhaltigen Lebensstils, des Umweltjournalismus, der Einbindung von Praxisakteuren in die ökologische Entwicklung und Methoden des Austauschs und der Partizipation. Bei mehreren Veranstaltungen waren zivilgesellschaftliche Gruppen wie Fridays for Future involviert. Deren Bundessprecher Quang Paasch ordnete seine eigene Bewegung in einen größeren Zusammenhang ein: “Schon vor Greta gab es Klimaschutz-Bewegungen. Wir haben den Protest aber auf die Straße geholt.” Deshalb sei es wichtig, Bewegungen wie die “Fridays” mit Wissenschaft und etablierten Akteuren wie der Schader-Stiftung im Gespräch zu halten. Paasch sprach in einer Veranstaltung zu “White Days for Future” über Klimaschutzdiskurse aus postkolonialer und machtkritischer Perspektive. Aber auch Perspektiven aus Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden kamen in einer eigenen Veranstaltung zu Wort: “Transformation fair gestalten”.
Kern der Veranstaltungsreihe ist das Symposium zu Transformativer Forschung (“tF-Symposium”), das allein über 200 Experten aus dem deutschsprachigen Raum nach Darmstadt brachte. “Aus über 60 Einreichungen konnten wir rund zwanzig auswählen und ein anspruchsvolles Programm zusammenstellen, das nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch Verwaltung und Wirtschaft attraktiv war”, bilanziert die verantwortliche Referentin der Schader-Stiftung, Karen Lehmann.
Im Verbundprojekt “s:ne” (Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung) ist die Schader-Stiftung Partnerin der Hochschule Darmstadt, die mit Partnern wie dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und dem Öko-Institut ihre Transferstrategie umsetzt. In diesem Jahr ist “s:ne” erstmals Mitausrichter der Tage der Transformation, die vom 15. bis 19. März über eintausend Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum in einem Dutzend Veranstaltungen digital nach Darmstadt gelockt haben. “Die Darmstädter Tage der Transformation haben sich in der dritten Auflage in der Community von Transformativer Forschung und Transfer etabliert”, resümiert die wissenschaftliche Leiterin des s:ne-Projekts Silke Kleihauer: “Mit dem zentralen tF-Symposium und vielen anderen Veranstaltungen sind sie zu einem Treffpunkt geworden, an dem Wissenschaft und Praxis konzentriert und konstruktiv in den Dialog treten. Die Verbindung von Hochschule Darmstadt und Schader-Stiftung über das Projekt s:ne erweist sich als Glücksfall für alle Beteiligten.”
Das sieht auch die neue Vizepräsidentin der Hochschule Darmstadt so. Mit Nicole Saenger wird am 1. April 2021 erstmals Nachhaltigkeit als Querschnittsthema im Präsidium präsent sein. Für sie zum richtigen Zeitpunkt: “Wir leben in sehr bewegten Zeiten. Was wir in der transformativen Forschung im Kleinen versucht haben, wird jetzt im Großen ungewollt täglich geübt: Die Schaffung von Experimentierräumen. Die ganze Welt ist momentan aufgrund der Pandemie ein Experimentierraum unter Unsicherheitsbedingungen. Und vielleicht auch dafür, zu lernen, wie wir lernen, in Zukunft nach Lösungen für große gesellschaftliche Problem zu suchen – zum Beispiel im Klimaschutz.”
Die weitläufigen Räumlichkeiten des Schader-Campus ermöglichten es, Veranstaltungen hybrid auszurichten: Mit kleinen Teams unter einem strengen Infektionsschutzkonzept vor Ort und digitaler Teilnahme. Dabei spielten sich Diskussionen und Arbeit an virtuellen Pinnwänden in der “Digitalen Dependance” der Schader-Stiftung ab. Die von dem ansässigen Start-Up „tingtool“ entwickelte einzigartige graphische Benutzeroberfläche hat sich nach Einschätzung der verantwortlichen Referentin der Stiftung erneut bewährt: “Schon seit vergangenem Jahr können wir unseren Partnern in der Digitalen Dependance eine Plattform bieten, die nicht die normale, aber doch viel Begegnungsmöglichkeit bietet”, so Saskia Flegler von der Schader-Stiftung.
Die vierten Darmstädter Tage der Transformation finden vom 14. bis 18. März 2022 auf dem Schader-Campus statt – dann hoffentlich auch wieder mit Präsenzveranstaltungen.
Weitere Informationen unter www.schader-stiftung.de/tagedertransformation