Wie zufrieden sind Nachhaltigkeitsmanager:innen mit ihrem Job? Wie steht es angesichts steigender Anforderungen durch neue Berichtspflichten um ihren Workload? Und schlägt sich die zunehmende Aufmerksamkeit für das Berufsbild durch Kund:innen, Geschäftspartner:innen und andere Stakeholder auch im Gehalt nieder? Diesen und weiteren Fragen ging The Sustainability People Company in Zusammenarbeit mit EY und Haufe Sustainability im ersten Gehalts- und Zufriedenheitsreport im Nachhaltigkeitsmanagement nach. Der “Sustainability People Report” aus dem Juli 2024 liefert überraschende Einsichten: Die Befragten sind zwar mehrheitlich zufrieden, leiden aber unter einer zunehmenden Arbeitsbelastung und konstatieren eine Desillusionierung. Positiv heben sie jedoch die hohe Gestaltungsfreiheit und die Inhalte ihres Berufs hervor. Zudem profitieren sie von einem vergleichsweise guten Gehalt. Der Median liegt bei 72.000 Euro im Jahr.
Der “Sustainability People Report” zeichnet ein sehr gemischtes Bild der Stimmung unter den Nachhaltigkeitsmanager:innen in Unternehmen: 73 Prozent der Befragten berichten von einer stark zunehmenden Arbeitsbelastung über die letzten drei Jahre, und über ein Drittel (38 Prozent) fühlt sich in ihrem Job tendenziell überfordert. Doch es gibt auch gute Nachrichten.Trotz des hohen Workloads gibt die Mehrheit von 61 Prozent an, derzeit mit ihrem Job zufrieden zu sein.
“Sustainability Manager:innen wachsen in der sich verändernden regulatorischen Landschaft in eine Schlüsselrolle hinein – Zeit also, die Arbeitsbedingungen für den Beruf näher zu beleuchten”, erläutert Christoph Herzog von Haufe Sustainability. “Besonders überrascht hat uns der hohe Anteil von Wechselwilligen aufgrund einer schleichenden Desillusionierung. Hier sind die Unternehmen in der Pflicht, das Thema Nachhaltigkeit ernsthaft voranzutreiben, denn es rückt neben den gesetzlichen Vorgaben auch aufgrund der steigenden Sensibilität von Kund:innen, Mitarbeitenden und Geschäftspartner:innen immer näher ans Kerngeschäft heran.”
Unzufriedenheit = hohe Wechselbereitschaft
Fast die Hälfte der Sustainability Manager:innen (48 Prozent) plant in den nächsten zwei Jahren, den Arbeitgeber zu wechseln. Auf der Liste der Top-3-Gründe für die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job liegt die schleichende emotionale Distanzierung bzw. Desillusionierung ganz oben. 60 Prozent der teilnehmenden Sustainability Manager:innen, die planen, das Unternehmen kurzfristig zu verlassen, leiden darunter, dass ihre Arbeitgeber in Sachen Nachhaltigkeit auf der Stelle treten und nichts vorangeht. 57 Prozent berichteten von mangelnder Unterstützung durch die Unternehmungsführung. Und 53 Prozent nennen mangelnde Transparenz bei Unternehmensentscheidungen bezüglich personeller Ressourcen, Budget und Aufstiegs- bzw. Weiterentwicklungschancen als Grund für ihre Frustration.
Kriterien für mehr Zufriedenheit: Das wünschen sich Sustainability Manager:innen
Auf die Frage, was sich Nachhaltigkeitsmanager:innen von ihrem Unternehmen wünschen, werden als wichtigste Faktoren flexible Arbeitszeiten (91 Prozent), Weiterbildung und Karriereförderung (84 Prozent) sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf (79 Prozent) genannt. Ein attraktives Gehalt belegt hingegen nur einen Platz im Mittelfeld des Rankings (52 Prozent der Befragten, die in ihrem aktuellen Job bleiben wollen; 50 Prozent der Wechselwilligen).
“Wir beobachten und erleben die vielen Jobwechsel im Nachhaltigkeitsmanagement schon eine Weile. Jetzt können wir belegen, wie hoch die Bereitschaft ist, als Nachhaltigkeitsmanager:innen zu wechseln. Der Bedarf an guten Nachhaltigkeitsmanager:innen ist riesig. Das wissen die Fachkolleg:innen und sind bereit, in Unternehmen zu wechseln, die es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen”, berichtet Alexander Kraemer, Mitgründer The Sustainability People Company.
Trotz hoher Wechselwilligkeit ist die Mehrheit (61 Prozent) zufrieden mit ihrem Job. Die Gründe dafür: hohe Gestaltungsfreiheit sowie die zu ihnen passenden Arbeitsinhalte (jeweils 90 Prozent) dicht gefolgt von einem allgemein guten Arbeitsklima (86 Prozent).
Gehalt: Erfahrung zahlt sich aus
Das mittlere Jahresgehalt (Median) der Nachhaltigkeitsmanager:innen in Deutschland liegt bei 63.000 Euro pro Jahr. Dabei verdienen erfahrene Nachhaltigkeitsmanager:innen im Mittel jährlich 49.500 Euro (+68 Prozent) mehr als Quereinsteiger:innen.
Gutes Nachhaltigkeitsmanagement benötigt ein Invest
Die Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagements verursacht je nach Unternehmensgröße unterschiedliche Kosten. Kleine Unternehmen (< 500 Mitarbeitende) müssen mit jährlichen Kosten zwischen 97.000 und 323.000 Euro rechnen. Mittlere Unternehmen (501-5.000 Mitarbeitende) benötigen 110.000 bis 510.000 Euro pro Jahr. Großunternehmen (> 5.001 Mitarbeitende) sollten 850.000 bis 1.610.000 Euro einplanen. Diese Schätzungen basieren auf der Anzahl der notwendigen Nachhaltigkeitsmanager:innen und den entsprechenden Budgets.
“Fakt ist: Um ein solides Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen, braucht es qualifizierte Ressourcen, einschlägiges Wissen, ein belastbares internes Netzwerk und ein angemessenes Budget – und genau das ist oft die erste Hürde”, betont Riccarda Crantz, Head of ESG inhouse bei EY in Deutschland.
Schlüsselqualifikationen von Nachhaltigkeitsmanager:innen
Nachhaltigkeitsmanager:innen sollten über vielfältige Fähigkeiten verfügen. Dazu gehören Überzeugungskraft, Kommunikationsstärke, strategisches Denken und Flexibilität. Eine hohe intrinsische Motivation und Projektmanagementfähigkeiten sind ebenso wichtig wie soziale Kompetenz, Lernbereitschaft und Resilienz. Diese Eigenschaften sind essenziell, um nachhaltige Initiativen erfolgreich umzusetzen und im Team zu arbeiten.
Die Studienergebnisse sind hier als Download erhältlich:
www.haufe.de/corporate-sustainability/downloads/people-report sowie www.sustypeople.com/report.