Nicht nur die Beschäftigung von anerkannten Flüchtlingen, sondern auch die unternehmerische Tätigkeit von Frauen, älteren und jungen Gründern sowie Personen mit Beeinträchtigungen bergen angesichts des demografischen Wandels gesellschaftliches und wirtschaftliches Potenzial. Auf dem Round Table Mittelstand in Berlin diskutierten Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums mit Wissenschaftlern verschiedener Forschungsinstitute, der KfW-Bank und Vertretern von Mittelstandsverbänden über die Chancen von Diversity und Integration im Mittelstand.

Nach Ansicht von Dr. Mandy Pastohr und Sarah Gerwing, Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW), sowie Dr. Siegrun Brink, Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, stehen die Führungskräfte von mittelständischen Unternehmen einer kulturellen Vielfalt vorrangig positiv gegenüber: So sind 52 % der Unterzeichner der Unternehmensinitiative “Charta der Vielfalt” Kleinstunternehmen sowie kleinere und mittlere Unternehmen. Gerade aufgrund ihrer flachen Hierarchien, der höheren Flexibilität und kurzen Informations- und Entscheidungswegen bieten die kleinen Unternehmen bessere Voraussetzungen für die Mitarbeiterorientierung und individuelle Lösungen, so Dr. Mandy Pastohr (RKW).

In größeren mittelständischen Unternehmen werde hingegen bewusst Diversity Management praktiziert, konstatierte Dr. Siegrun Brink (IfM Bonn). Allerdings habe die Studie “Triebwerk des Erfolgs” im vergangenen Jahr gezeigt, dass vor allem erfolgreiche, umsatzstarke Unternehmen sich gezielt mit Diversity-Management beschäftigen. Abhängig von der Zusammensetzung der Geschäftsführung unterschieden sich jedoch die Managementziele: So zielten diese deutlich mehr darauf ab, die vielfältige Kompetenz zu nutzen, Innovationen zu fördern und die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu verbessern, wenn überdurchschnittlich viele Frauen oder Personen mit Migrationshintergrund in der Geschäftsführung sind.

Große Bedeutung für eine nachhaltige Flüchtlingsintegration sprach Dr. Peter Weiss, Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), der betrieblichen Ausbildung zu. Ziel der Qualifizierungsinitiative “Wege in Ausbildung für Flüchtlinge” sei es, bis Ende 2018 bis zu 10.000 Jugendliche, die einen gesicherten Aufenthaltsstatus besitzen und Integrationskurse besucht haben, auf eine duale Ausbildung vorzubereiten und in Ausbildung zu vermitteln. Angesichts zahlreicher unbesetzter Ausbildungsplätze im Handwerk sei das für die Betriebe eine weitere Facette zur Fachkräftesicherung.

Für manche anerkannte Flüchtlinge könnte nach Einschätzung von Olga Suprinovič (IfM Bonn) auch die Selbstständigkeit eine Alternative darstellen. So haben bereits in der jüngsten Vergangenheit die Ergebnisse des Selbstständigen Monitor 2014 gezeigt, dass die Anzahl der Selbstständigen mit deutscher Staatsangehörigkeit in erster Erwerbstätigkeit rückläufig war, während die der selbstständigen Ausländer zunahm. Nur bei den Frauen konnte laut Selbstständigen Monitor 2014 sowohl ein Anstieg im Neben- als auch im Haupterwerb konstatiert werden. Gleichwohl ist immer noch ein deutlicher Gender-Gap zwischen der Zahl der männlichen und weiblichen Gründer festzustellen, der nach Ansicht von Prof. Dr. Alexander S. Kritikos, Deutsches Institut der Deutschen Wirtschaft (DIW), nur zu einem Teil mit der generell niedrigeren Risiko-bereitschaft von Frauen zu erklären ist.

Zufrieden zeigte sich am Ende des Round Table Mittelstand Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen): “Für die Zukunft des Mittelstands ist es hilfreich, die Ergebnisse der verschiedenen Forschungsinstitute zu aktuell relevanten Themen zusammenzuführen und sowohl mit der mittelständischen Wirtschaft als auch der Mittelstandspolitik zu diskutieren. Aus diesem Grund hat das IfM Bonn auch in 2014 den Round Table Mittelstand neu belebt.”

 

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