Auf Einladung der Vereinten Nationen (UN) präsentieren Weimarer Studierende am 11. November 2022 auf der COP27 in Ägypten Ideen für einen nachhaltigen Umgang mit Textilien. Im Austausch mit internationalen Händlern und Herstellern der Textilindustrie wird diskutiert, wie das Recycling von Altkleidung optimiert werden kann. Entwickelt wurden die Konzepte im Rahmen des interdisziplinären Bauhaus.Moduls “Textile.Umwelten”, bei dem die Studierenden textile Wertschöpfungsketten grundlegend untersucht, hinterfragt und neu gedacht haben.

 

In Kleidung, Möbeln, medizinischer Ausrüstung, Gebäuden oder Fahrzeugen – Textilien finden sich in nahezu allen Lebensbereichen und sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Das Problem: “Bei Herstellung, Transport und Recycling von Textilien wird unsere Umwelt enorm belastet, was ein zwingendes Umdenken der Wertschöpfungskette erfordert”, erläutert Prof. Kraft, Studiengangleiter Umweltingenieurwissenschaften und Initiator der Lehrveranstaltung. Doch wie kann der Wandel von einer schnelllebigen “Wegwerf-Kultur” hin zu einer nachhaltigen textilen Kreislaufwirtschaft gelingen?

Dieser Fragestellung widmeten sich 14 Studierende im Rahmen des fakultätsübergreifenden Bauhaus.Moduls “Textile.Umwelten”, welches unter der Leitung von Prof. Eckhard Kraft, Gregor Biastoch und Susanne Kühlewindt, Professur Biotechnologie in der Ressourcenwirtschaft, sowie Prof. Christine Hill, Katrin Steiger und Anne Marx, Professur Kunst und sozialer Raum, im Sommersemester 2022 stattfand. In interdisziplinären Teams erarbeiteten Umweltingenieur*innen, Künstler*innen, Architek*innen und Designer*innen insgesamt elf Konzepte für einen nachhaltigen Umgang mit Altkleidern. Besonders überzeugten die beiden Projektskizzen »Kleider Remise«, eingereicht von Produktdesignerin Kira Käthe Becker und Umweltingenieurin Lucie Naumann, sowie »Tütata«, eingereicht von den Kunststudentinnen Charlotte Rein und Anne Leah Thobe.

 

Recycling von Altkleidern neu gedacht

Durch Exkursionen in Kleiderkammer, Sortierwerk und Verbrennungsanlage lernten die Studierenden den bestehenden Sortierprozess kennen und entwickelten neue Ideen für Aufbereitungsverfahren, Klassifizierungen, Datenbanken und Erkennungssysteme oder die Reparatur von Alttextilien. Auf Basis fachlicher und künstlerischer Auseinandersetzung sollte ein übergreifendes Bewusstsein für ressourcenschonendes und nachhaltiges Handeln geschaffen werden.

Elf Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Altkleidung wurden erarbeitet und im Rahmen der Jahresschau summaery2022 im Juli präsentiert. Gemeinsam mit Prof. Jutta Emes, Vorläufige Leiterin der Bauhaus-Universität Weimar, und Alexander Saier, Chief, Communications and Outreach, UNFCC, wurden die besten Ideen ausgewählt und die beteiligten Studierenden zur 27. Weltklimakonferenz eingeladen. Bereits ein Jahr zuvor hatte eine Gruppe Studierender der Bauhaus-Universität Weimar die Chance erhalten, ihre Ideen zur Permakultur im urbanen Raum bei der UN-Konferenz in Glasgow 2021 zu präsentieren. Die Kooperation mit der UN entstand 2019, als Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin des Klimasekretariats der Vereinten Nationen, die Bauhaus-Gastprofessur innehatte. Im Rahmen einer Forschergruppe soll das Thema nachhaltiger Textilkreislauf an der Fakultät Bauingenieurwesen weiterbearbeitet werden.

 

Studentische Beiträge bei der COP27

“Kleider Remise”

Kira Käthe Becker (Produktdesign) und Lucie Naumann (Umweltingenieurwissenschaften)

Im Rahmen des Projekts wurde eine Methode entwickelt, um Alttextilien zu sortieren, zu speichern und wieder zu verwenden. Dafür wurde eine Hülle gestaltet, welche die Textilien in eine Form bringt, mit der direkt, ohne energieaufwendige Zwischenschritte weitergearbeitet werden kann. Das so entstandene, sogenannte Halbzeug kann beispielsweise als Sitzobjekt genutzt werden.

 

“Tütata”

Charlotte Rein (Lehramt an Gymnasien Kunst) und Anne Leah Thobe (Freie Kunst)

In Kooperation mit dem Sozialkontor in Weimar, im spezifischen der Kleiderkammer, und der Initiative Textilwerkstatt der Bauhaus-Universität Weimar wurden die “Thüringer Textil Austausch Tage” (kurz “Tütata”) ins Leben gerufen. Am 30. Juni und 1. Juli 2022 organisierten die Studierenden Workshops rund um das Thema Wiederverwertung von Alttextilen, darunter auch alte Banner der Universität, welche als Spende eingereicht wurden. Mit der Aktion sollte die regionale Öffentlichkeit für das Material und die Herstellung von Kleidung sowie die Erhaltung des Handwerkes Nähen sensibilisiert werden.

 

Lehrende

Prof. Dr.-Ing. Eckhard Kraft, Gregor Biastoch M.Sc., Susanne Kühlewindt M.Sc. und Philipp Lorber M.Sc., Fakultät Bauingenieurwesen, Professur Biotechnologie in der Ressourcenwirtschaft

Prof. Christine Hill, Katrin Steiger M.F.A. und Anne Marx M.F.A., Fakultät Kunst und Gestaltung, Professur Kunst und sozialer Raum

 

Ähnliche Beiträge

Die Deutsche UNESCO-Kommission und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben die...

We are delighted to announce the release of our 2023 PRME Annual Report, marking another year in...

IAT koordiniert EU-Projekt zur Strategieentwicklung Mit ihrem Einfluss auf die Gesellschaft in...

Hinterlassen Sie eine Antwort