„In Wahrheit nützt mir nicht, was mir allein nützt, sondern was dem Mitmenschen, der Gemeinschaft, der Gesellschaft nützt“

Mit diesem Zitat stellte der Philosoph C. F. von Weizsäcker bereits früh fest, dass ein einzelner Akteur wenig Nutzen von einer Leistung hat. Dies bedeutet, dass neue Formen eines Dialoges – zwischen Unternehmen und Gesellschaft, Gemeinschaft und den Mitmenschen – immer notwendiger werden. Die Diskussion um eine moralische Neuausrichtung der Wirtschaft ist damit eine grundlegende Herausforderung, nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für Unternehmen.

Auch der Flughafen München will sich dieser Diskussion stellen und einen Dialog führen. Projekte wie beispielsweise der Bau einer dritten Start- und Landebahn schaffen auf der einen Seite neue Perspektiven und haben auf der anderen Seite verschiedene Effekte auf die Gesellschaft. Ein Dialog ist wichtig, um alle Perspektiven zu diskutieren und gemeinsam Veränderung zu gestalten.

Im Jahr 1949 wurde die Flughafen München GmbH (FMG) gegründet. Zusammen mit 11 Tochtergesellschaften betreibt sie den Flughafen München, der sich seit 1992 im Erdinger Moos befidet. Mit rund 40 Millionen Passagieren pro Jahr ist der Flughafen München der zweitgrößte Flughafen Deutschlands und der siebtgrößte in Europa.

Mit seinen 8.591 Beschäftigten zählt der Flughafen München Konzern zu den größten Arbeitgebern der Region. Die FMG bietet mit ihren verschiedenen Beteiligungsunternehmen ein ganzheitliches Angebot an und schafft eine konstant hohe Servicequalität. Dies belegt auch das Ergebnis des Londoner Luftfahrtforschungsinstituts Skytrax: Im Frühjahr 2015 wurde der Flughafen München zum dritten Mal als „Drittbester Flughafen weltweit“ ausgezeichnet.

Ebenso erhielt er den „Oscar der Luftfahrt“ und ist nun der erste Fünf-Sterne-Flughafen Europas. Am Flughafen München ist Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil des strategischen Managements und der strategischen Ausrichtung.

Die Hauptaufgabe des Nachhaltigkeitsmanagements ist es, die Ziele sowie Maßnahmen in den einzelnen Unternehmensebenen umzusetzen. Die Geschäftsführung verantwortet die Formulierung und Erreichung der strategischen Ziele. Die Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene sind für die Umsetzung der aus den Zielen abgeleiteten Initiativen und Maßnahmen zuständig. Die Zielerreichung ist zudem die Basis für die variable erfolgsabhängige Vergütung. Dies trägt dazu bei, dass die strategischen, einschließlich der nachhaltigkeitsrelevanten Themen in der alltäglichen Arbeit bereichsübergreifend umgesetzt werden. Um diese Ziele erreichen zu können, wurden im Rahmen der  Konzernstrategie 2025 fünf strategische Handlungsfelder abgeleitet und mit konkreten Initiativen und Maßnahmenplänen hinterlegt. Die strategischen Handlungsfelder der FMG stehen auf einem strategischen Fundament aus Nachhaltigkeit, Marke, Innovation und Qualität.

Dieses fasst die wichtigsten konzernübergreifenden Querschnittsthemen zusammen. Es ist die Grundlage für strategische  Unternehmensentscheidungen sowie fürdie künftige Entwicklung innerhalb der Handlungsfelder. Das Bewusstsein für das Themenfeld Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren in der gesamten Luftfahrtindustrie einen signifianten Stellenwert erlangt. Der Flughafen München hat stets entscheidende Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen getroffen und sich langfristig anspruchsvolle Einsparziele gesetzt. Die FMG nimmt dieses Thema sehr ernst und tritt gegenüber ihren Stakeholdern wie Kunden, Mitarbeitern, Eigentümern oder auch Anwohnern als verantwortungsbewusstes Unternehmen auf. Um die Verantwortung transparent sowie vergleichbar darzustellen gehört die FMG seit 2012 dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) an.

Der DNK wurde 2011 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, Politik, sowie Gesellschaft erarbeitet. Mit seinen 20 Kriterien bietet der Kodex den Unternehmen einerseits Orientierung für ihre strategische Ausrichtung und andererseits den Kunden und Investoren eine wichtige Entscheidungshilfe durch mehr Transparenz und Vergleichbarkeit. Im Zuge der freiwilligen Selbstauskunft soll jedes Unternehmen frei entscheiden können, welche Teile des Kodex angewendet werden sollen und welche nicht. Dies geschieht nach dem „comply or explain“-Prinzip. Hierfür steht den Unternehmen als Service die DNK-Datenbank des Rates für Nachhaltige Entwicklung zur Verfügung.

Unternehmerische Verantwortung bedeutet für den Flughafen München, nachhaltigen Mehrwert zu schaffen, für ihre Mitarbeiter,  Passagiere, Airlines, Geschäftspartner sowie weiteren Interessensgruppen. Die in der Markenpositionierung festgelegten Markenwerte fiden in unserer gesamten Geschäftstätigkeit Anwendung. Dabei gehen wir von einem umfassenden Verständnis aus, das die Werte Innovation, Verantwortung, Kompetenz und Partnerschaft beinhaltet. Eine verantwortungsvolle Geschäftstätigkeit ist entscheidend für den langfristigen Erfolg des Flughafens München. Im Bewusstsein, dass unser Flughafen fester Bestandteil der Wirtschaft und Gesellschaft ist, will die FMG ihre Tätigkeit verantwortungsvoll ausüben.

Sie verfügt über Richtlinien, die für die weitreichenden Auswirkungen ihres Handelns auf die Gesellschaft und Umwelt gelten. Hierbei spielt der DNK eine Rolle. Gesellschaftliche Akzeptanz ist für einen Flughafen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Deshalb misst die Flughafen  München GmbH dem Dialog mit verschiedenen gesellschaftlichen Anspruchsgruppen große Bedeutung bei.

Das sind im Fall des Münchner Flughafens in besonderer Weise die unmittelbaren Anwohner und ihre Vertreter in den benachbarten Gemeinden und Landkreisen. Der Münchner Flughafen engagiert sich daher stark in der Region und sucht intensiv den Dialog. Die  Anregungen und Rückmeldungen lässt er in die Entwicklung seiner Geschäftsstrategie einfleßen (http://tinyurl.com/oavov67).

Der Flughafen München hat sich zum Ziel gesetzt, die Anforderungen der Sustainable Development Goals (SDGs) in seine Nachhaltigkeitsstrategie aufzunehmen. Als integrierter Flughafen mit lokaler Präsenz und einem weltweiten Ansatz kann der Flughafen München mit seinen Aktivitäten auf verschiedene Weisen zu einer Vielzahl von SDGs beitragen, wie zum Beispiel zu den Punkten (4) (Bildung), (5) (Geschlechtergerechtigkeit), (6) (Nachhaltige Bewirtschaftung), (8) (Beschäftigung), (15) (Landökosysteme). Als Akteur einer sich schnell verändernden Luftfahrtindustrie müssen wir sicherstellen, dass die Mitarbeiter ihre Kompetenzen und Fähigkeiten im Interesse unserer Kunden laufend weiterentwickeln.

Die SDGs (4) sollen gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern (Agenda 2015). Dazu bietet die FMG ihren Auszubildenden, Mitarbeitern und Führungskräften individuelle Weiterbildung im Rahmen von Seminaren oder Schulungen – sowohl in der Airport Academy als auch bei Einsätzen im Ausland.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der unternehmerischen Verantwortung des Flughafens ist der Umwelt- und Klimaschutz, den wir in unserem Unternehmen schon seit vielen Jahren berücksichtigen. Der Flughafen hat unter anderem den dringenden Bedarf erkannt, die Artenvielfalt und die natürlichen ökologischen Prozesse zu schützen. Fast zwei Drittel (973 Hektar) des heutigen Flughafengeländes machen Grünflächen und für den Naturschutz bedeutsame Wiesen aus. Diese Wiesen spielen eine zentrale Rolle bei der ökologischen Einbindung des Flughafens und bieten zugleich vielen Vogel- und Pflnzenarten einen wichtigen Lebensraum. Die FMG investiert in den Erhalt von Landökosystemen und versucht, einen Beitrag zu SDG (15) (Landökosysteme) zu leisten.

Die Leistungen sowie das Know-how des Flughafens München werden auch international sehr geschätzt. Bereits jetzt gibt es internationale Trainings, die vor dem Hintergrund der Off-Campus-Aktivitäten weiter ausgebaut werden. So ermöglicht die FMG Mitarbeitern mit mindestens acht Jahren Berufserfahrung, das Airport Management Professional Accreditation Programme (AM-PAP) zu durchlaufen. Dies ist ein zwei- bis dreijähriges, berufsbegleitendes Weiterbildungsprogramm, das dem Erwerb und der Erweiterung von Management- und Fachkompetenzen dient. Außerdem fördert es die weltweite Vernetzung von Teilnehmern aus verschiedenen Nationen im Rahmen von Präsenzveranstaltungen und Online-Kursen.

Die SDGs wurden bei der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung beim UNO Nachhaltigkeitsgipfel im September 2015 verabschiedet.  Jetzt geht es darum, die Ressourcen zu mobilisieren und die Umsetzung der Agenda im eigenen Unternehmen so voranzutreiben, dass die gewünschten Ergebnisse erzielt werden können (BmZ 2015). Die Messung des Erfolges durch Standards wie die der Global Reporting Initiative und des DNK sowie die Berichterstattung zu den Fortschritten bei der Übersetzung der SDGs werden richtungsweisend dazu beitragen, eine andauernde Dynamik, breite Anerkennung und Transparenz zu erreichen.

Die FMG wird auch weiterhin konstruktive Gespräche mit ihren Stakeholdern führen, um so das Verständnis für Themen zu sensibilisieren und gleichzeitig weitere Akzeptanz in der Gesellschaft zu schaffen. Dies bedeutet, dass neue Formen eines Dialoges zwischen Unternehmen und Gesellschaft, Gemeinschaft und den Mitmenschen immer erforderlicher werden. Um die Zukunft weiterhin verantwortungsvoll zu gestalten, gilt es für den Flughafen München, mit seinen Stakeholdern in der Luftverkehrsbranche, aber auch branchenübergreifend in Politik und Wirtschaft, weiter Maßnahmen zu erarbeiten und diese im Rahmen der Sustainable Development Goals umzusetzen.

Literatur

Bundesministerium für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung
(2015): Der neue Zukunftsvertrag für die Welt: Die 2030 Agenda für nachhaltige
Entwicklung, http://tinyurl.com/zqq9hne.
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex – Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften,
2. überarbeitete Fassung 2015.
United Nations (2015): Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable
Development, http://tinyurl.com/od9mens.

Die Autoren

berghaeuser-profilChristina Berghäuser

1963 in Kairo/Ägypten geboren, studierte Grafi Design, Marketing, Systemisches Coaching und Personalentwicklung in New York, Mainz, München und Kaiserslautern. Seit 2003 ist sie am Flughafen München und seit 2010 als CR-Managerin und interne Beraterin zu strategischen Nachhaltigkeitsthemen tätig. Ihre Schwerpunkte sind unter anderem der DNK, Diversity, Social Entrepreneurship.
christina.berghaeuser@munich-airport.de

Steffn Drzewiecki

1987 in Nürnberg geboren, studierte Tourismusmanagement (B.A.) sowie Global Business Development (M.A.) an der Hochschule Kempten. Seit 2015 ist er Masterstudent am Flughafen München im Strategie- und Nachhaltigkeitsmanagement.
steffn.drzewiecki@munich-airport.de

 

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