Auszug aus der gutachtlichen (Kurz-)Stellungnahme von Prof. Dr. Thomas Beschorner anlässlich einer Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestages am 4.7. zur “Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022”:
“Es gilt, erstens, zur Kenntnis zu nehmen, dass die FIFA ein weltpolitischer, auch geopolitischer Akteur ist, der die Geschicke unserer Zeit mitgestaltet – nicht demokratisch legitimiert, dennoch aber wirksam; nicht notwendigerweise immer zum Guten.
Damit zusammenhängend sollte, zweitens, der rechtliche Status der FIFA als gemeinnützige Organisation (formal ansässig in der Schweiz) geprüft werden. Die Bundesrepublik Deutschland könnte eine derartige rechtliche Prüfung in der Schweiz anregen.
Drittens sollte sich die FIFA (und auch der DFB) von einer Rhetorik verabschieden, die Demokratisierungsprozesse durch sportliche Großveranstaltungen vermutet. Nochmals: Dafür gibt es keine wissenschaftliche Evidenz.
Viertens erscheinen mir bei der Beobachtung verschiedener Phänomene im Profifußball die Governance-Strukturen von verschiedenen (im Übrigen tendenziell reine “Boys-Clubs”) Verbänden (FIFA, auch UEFA, teilweise auch Vereinen) durchaus tiefere korrupte, wenigstens “vetternwirtschaftliche” Elemente aufzuweisen. Ist dies der Fall (was über eine wissenschaftliche Studie näher zu ergründen wäre), so würde dies erklären, dass eine Vielzahl von moralisch fragwürdigen Entscheidungen nicht zufälliger, sondern systematischer Natur sind.”
Das vollständige Dokument findet sich hier:
Prof. Dr. Thomas Beschorner
Thomas Beschorner ist Professor für Wirtschaftsethik und Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen.