Mit dem rasanten technischen Fortschritt der letzten Jahre haben algorithmenbasierte Assistenzsysteme in verschiedensten Handlungsfeldern Anwendungsreife erreicht. Für die evangelische Ethik kommen damit zunehmend wieder technikethische Fragestellungen auf den Plan, nachdem diese lange Zeit in den Hintergrund gerückt waren. Im Fokus standen dabei bisher vor allem neuartige technische Assistenzsysteme in Medizin und Pflege.
Auch in ganz anderen Bereichen wirft der technische Fortschritt drängende ethische Fragen auf, unter anderem in der Militärtechnik. Hier offenbart sich die Brisanz der Verbindung intelligenter Datenfusion mit automatisiertem Management, zum Beispiel im Fall bewaffneter Drohnen.
Bisher in der evangelischen Ethik wie auch den kirchlichen Diskursen weniger beachtet werden Fragen des technischen Fortschritts in Alltagsbereichen menschlichen Lebens, beispielsweise in der Automobilindustrie. Dabei sind mit der Möglichkeit autonomen Fahrens zahlreiche ethische Fragestellungen verbunden, unter anderem im Hinblick auf die Interaktion von Mensch und Maschine in komplexen Entscheidungssituationen.
Ziel der Tagung ist es, verschiedene Anwendungsdiskurse miteinander ins Gespräch zu bringen und Parallelen wie Unterschiede zwischen den spezifischen ethischen Anfragen an technische Autonomisierung, die sich aus der Praxis ergeben, herauszuarbeiten. Zugleich soll die Tagung den Blick für übergeordnete Fragestellungen schärfen, die einer Beantwortung aus der Perspektive evangelischer Ethik bedürfen. Wie ist es um die menschlichen Entscheidungs-, Kontroll- und Interventionsmöglichkeiten gegenüber technisch hochentwickelten, teilautonomen Systemen bestellt? Wie wirkt sich die Interaktion mit derart hochentwickelter Technik im Gegenzug auf den Menschen, seine Handlungs- und Entscheidungsspielräume wie auch sein Selbstverständnis aus? Wann sind robotische Systeme als autonome Akteure zu betrachten?
Die Ziele des ATWT
Förderung der theologischen Reflexion und Forschung auf den Gebieten der Wirtschafts- und Technikethik
Interdisziplinärer Austausch und Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis
Reflexion von ethischen Herausforderungen gegenwärtiger Praxis in Wirtschaft, Gesundheit, TechnikVernetzung von Interessierten an Fragestellungen theologischer Wirtschafts- und Technikethik
Referenten:
Prof. Dr. Hans-Dieter Burkhard ist dreifacher Weltmeister im Roboter-Fußball. Zu seinen Forschungsgebieten zählen die Theorie und Praxis (symbolischer) mentaler Modelle für die Steuerung Autonomer Systeme sowie soziale Aspekte für Entwurf und Implementierung verteilter künstlicher Intelligenz.
Oberkirchenrat Dr. Ralph Charbonnier ist Maschinenbauingenieur, Theologe und Philosoph und beschäftigt sich besonders mit den Themenfeldern Wirtschaft und Arbeit, Soziale Sicherungssysteme und Gesundheitswesen, Familienpolitik und Ehrenamt.
Dr. Bernhard Koch arbeitet zur Allgemeinen Ethik, Rechtsphilosophie, Legitimation letaler Gewalt (Notwehr, Nothilfe, Notstand, ius in bello); zum sog. “gezielten Töten” sowie zur Ethik des Einsatzes automatisierter Waffensysteme.
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke betreibt theoretische und empirische Untersuchungen zu Ökonomisierungsvorgängen in den Bereichen des Gesundheitswesens sowie den damit verbundenen ethischen Fragen.
Dr. Hans-Arthur Marsiske begeistert sich für Weltraum, Roboter und Film und schreibt darüber als freier Journalist für die unterschiedlichsten Medien.
Christian Senger leitet die Entwicklung von Elektrofahrzeugen bei Volkswagen. Zuvor war er für organisationsübergreifende Zukunftstechnologieentwicklungen wie Automatisiertes Fahren, CO2-Reduktion und Elektromobilität bei Continental zuständig.
Auf Ihre Teilnahme freunen sich:
Dr. Marcus Schaper, Tagungsleiter, Ev. Akademie Loccum
Veronika Drews-Galle, ATWT, Berlin
Dr. Stephan Schaede, Akademiedirektor
Alle weiteren Informationen zur Tagung sowie die Möglichkeit zur Anmeldung entnehmen Sie bitte dem Flyer.
160208_Technikethik Komplettprogramm.pdf (226,6 KiB)
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