Begriffe sind nicht nur Worte. Durch Begriffe begreifen wir etwas. Unternehmen sollten das “R” im neudeutschen Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) begreifen lernen. Ökonomisch weichgespülte Rhetoriken, bei denen sich Unternehmensverantwortung stets wirtschaftlich rechnen muss – der Business Case von CSR – ist Kram von gestern. Und man liegt ebenso falsch, wenn man meint, Unternehmensverantwortung auf eine “licence to operate”, also auf Fragen einer rein gesellschaftlichen Akzeptanz begrenzen zu können.
Nein, wohlverstandene Verantwortung steht nicht irgendwie unter ökonomischen Vorbehalten eines “Wenn es sich rechnet”. Die Achtung von Menschenrechten oder der verantwortliche Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen (für künftige Generationen) sind gerade keine bloßen Nebenbedingungen im Rahmen eines unternehmerischen Kalküls. Sie sind aus ethischer Sicht an sich zu respektieren.
Was denn sonst! Ist das weltfremdes “moralisches Gesäusel”, übersieht dies doch die systemischen Zwänge unseres Wirtschaftssystems, das wir Kapitalismus nennen? Von mir aus! Doch dann sollten wir unsere Wirtschaftsweisen insgesamt diskutieren und uns ernsthaft fragen: Dient die Ökonomie den Menschen oder dienen Menschen der Ökonomie? Eine lebensdienliche Ökonomie – im wahrsten Sinne des Wortes – in einer Marktwirtschaft kann nur mit einem wohlverstanden CS”R” gelingen.
Können Unternehmen das begreifen?
Der Beitrag wurde erstmals im +3 Magazin publiziert. Hier gelangen Sie zur gesamten Ausgabe 86 vom 29.04.2022.
Der Autor
Prof. Dr. Thomas Beschorner
Thomas Beschorner ist Professor für Wirtschaftsethik und Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen.