Die meisten Führungskräfte in Deutschland haben studiert. Auf Fragen der Führung, insbesondere Führungsverantwortung und -ethik wurden sie im Studium jedoch nicht vorbereitet. Das Ethikzentrum der Universität Tübingen und das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik, das Zentrum für Qualitätssicherung der Universität Mainz und die Arbeitsgruppe Chemiedidaktik der Universität Jena entwickeln gemeinsam ein Lehrangebot zum Thema “Führungsethik” für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Die Carl-Zeiss-Stiftung unterstützt das Vorhaben mit 1,2 Millionen Euro über drei Jahre.
In der Vergangenheit haben Skandale in der Automobilindustrie oder im internationalen Finanzhandel gezeigt, dass Führungskräfte ihrer Verantwortung, vor allem im Sinne einer Führungsethik, nicht immer gerecht werden.
Obwohl laut DIW Führungskräftemonitor (2017) über zwei Drittel der Führungskräfte in Deutschland einen Hochschulabschluss haben, viele davon in den MINT-Fächern, werden Fragen der Führungsethik im Studium sehr selten thematisiert. Dies zeigte eine Studie des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen (gemeinsam mit den Universitäten Mainz und Jena), die ebenfalls von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert wurde. Wie empirisch bestätigt, werden Führungskompetenzen und die damit verbundenen ethischen Fragen im Lehrangebot kaum thematisiert. Die Folge ist, dass Studierende ohne ethische Führungskompetenzen die Universität verlassen.
Diese Lücke möchte das von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Forschungsprojekt füllen. “Unsere Förderung adressiert ein wichtiges Anliegen, das bisher in den Curricula kaum verankert ist. Verantwortungsvolle Führung ist kein Selbstläufer, wie zahlreiche negative Beispiele der Vergangenheit zeigen. Daher sollten spätere Führungskräfte sich schon im Studium damit auseinandersetzen”, so Ministerin Theresia Bauer, Vorsitzende der Stiftungsverwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung.
Im Verbund entwickeln die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Lehrangebote, die Studierende befähigen, gute Führungskräfte zu werden. Mit Bezug auf die aktuelle Forschungslage werden Lehreinheiten konzipiert, die die Studierenden in ihrem eigenen fachlichen Kontext ansprechen und die zukünftigen Berufsfelder der Studierenden berücksichtigen. Die Studierenden sollen lernen, Moralvorstellungen, Werte und Ziele zu reflektieren, mit denen Führungskräfte im Arbeitsumfeld konfrontiert werden. Eine anschließende wissenschaftliche Evaluation der Lehrangebote soll zeigen, inwieweit die Studierenden lernen, welche Führungskompetenzen wichtig sind und wie sie eingesetzt werden. Daher werden im Projekt ein praxisorientiertes Kompetenzmodell sowie passende Messinstrumente entwickelt, mit denen sich die Wirksamkeit nachvollziehen lässt.